Auf sein 125-jähriges Bestehen darf der Odenwaldklub (OWK) Buchen, eine der ältesten und mitgliederstärksten Ortsgruppen in dem traditionsreichen Wanderverein, in diesen Tagen mit Stolz zurückblicken. Es waren Jahrzehnte voller Höhen und Tiefen, und in einigen Situationen war sogar der Weiterbestand der Ortsgruppe gefährdet. Aktuell kann der Verein auf 164 Mitglieder ??? zählen. Der Trend zeigt nach Jahren der Stagnation jetzt wieder deutlich nach oben. Und auch die Wander- und sonstigen Aktivitäten konnten in den letzten Monaten dank der neuen rührigen Vorstandschaft wieder erheblich ausgebaut werden. Den runden Geburtstag „125 Jahre Odenwaldklub Buchen“ möchte man am Freitag, 28. Juni, mit einem Festakt zusammen mit Mitgliedern und geladenen Gästen stimmungsvoll begehen. Die Feier beginnt um 19 Uhr im vereinseigenen Wanderheim am Kleinen Roth in Buchen.
Rückblick: Man schrieb das Jahr 1898, als sich am 3. Juni elf Wanderfreunde im Hotel „Prinz Carl“ zur Gründungsversammlung einfanden. Erster Vorsitzender wurde Oberförster Mangler. Die Mitgliederzahl betrug im Gründungsjahr 31. Bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg stieg sie auf 42 an. Auch eine prominente Persönlichkeit war in dieser Zeit eine engagierte Triebfeder des Odenwaldklubs Buchen. Der unvergessene Buchener Heimatdichter Jacob Mayer (1866 – 1939) war seit der Gründung des OWK als Kassier, Rechner und Schriftführer tätig. Im Jahr 1927 übernahm er den Vorsitz des Vereins, den er aber 1933 auf Druck der Nazis abgeben musste. Die beiden Weltkriege schränkten die Wandertätigkeit auch in Buchen naturgemäß stark ein, trotzdem stieg die Zahl der Mitglieder weiter an. Ab 1947 verhalfen die Vorsitzenden Adolf Hemberger und Horst Walter, der den Verein 33 Jahre lang, von 1955 bis 1993 führte, dem OWK wieder zu neuem Glanz. Unvergessen auch sein Nachfolger Hans Parth, das Gesicht und der Kopf des Odenwaldklubs Buchen in den letzten Jahrzehnten. Er leitete den OWK von 1993 bis zu seinem Tod 2017 umsichtig und mit großem Engagement.
Der Odenwaldklub entwickelte sich in den fünf Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts prächtig und war längst auch zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Faktor in der Region geworden. Zeugnisse davon legen insbesondere die 1980 und 1998 ausgerichteten Odenwälder Wandertage ab, bei denen ganz Buchen auf den Beinen war. Dafür gab es viel Lob. Auch die Anzahl der angebotenen OWK-Wanderungen war enorm, sie lagen im Jahresschnitt stets bei weit über 20. Hinzu kamen zahlreiche gesellige Feiern, wir Grillfeste oder Fastnachtsabende.
Besonders stolz ist man im Verein auf das eigene Wanderheim am Kleinen Roth in Buchen, das 1998/1999 unter der weitsichtigen Leitung von Hans Parth unter Mitwirkung zahlreicher Helfer errichtet werden konnte. Die Einweihung war 2001. Neben einem großen Veranstaltungsraum mit Küche verfügt das Wanderheim auch über 16 Betten, die von müden Wanderern gerne genutzt werden.
Ein Höhepunkt in der Vereinshistorie ist die Feier zum 100-jährigen Bestehen am 4. und 5. Juli 1998. An gleich zwei Tagen wurde ein breit gefächertes Programm mit Festakt, Sitzung des überregionalen Hauptbeirats, großem Unterhaltungsprogramm und einem imposanten Festzug am Sonntag durch die Straßen der Stadt angeboten, an dem viele hundert Menschen aus der ganzen Region und OWK-Mitglieder aus vier Bundesländern teilnahmen. Auch die einzelnen Jubiläumsveranstaltungen im Rathaus, im Hotel „Prinz Carl“ und in der Sport- und Spielhalle fanden guten Zuspruch. Für die vielen überregionalen Gäste war die Ortsgruppe Buchen ein aufmerksamer Gastgeber und bewies dabei auch welch bedeutende Rolle man innerhalb des Dachverbands Odenwaldklub einnimmt.
Daran sollte sich auch die nächsten Jahre nichts ändern. Erst mit dem Tod von Hans Parth im Jahr 2017 kam es zu einer Zäsur. Der Vorsitzende tot, kein Nachfolger in Sicht und das weitere Vorstandsteam überaltert. Die Folge: Die Vereinsaktivitäten kamen nahezu zum Erliegen, zahlreiche Mitglieder traten aus dem Verein aus. – Der Odenwaldklub Buchen steuerte einer ungewissen Zukunft entgegen …
Die Bemühungen, ein neues Vorstandsteam zu etablieren, schlugen in der Folgezeit aus mehreren Gründen fehl. Dies weckte Begehrlichkeiten aus anderen Richtungen. Einige Kommunalpolitiker strebten anstelle des Wanderheims an gleicher Stelle die Errichtung eines Kindergartens an. Dies konnte eine kleine Gruppe um Bernd Respondek, Erwin Kirchgeßner, Roswitha Kowarik und Kurt Gremminger, die später auch den OWK-Vorsitz übernahmen, aber verhindern. Sie glaubten weiterhin fest an den Fortbestand des Odenwaldklubs und seine Ziele. Und dafür waren sie bereit, sich persönlich stark zu engagieren. Der Odenwaldklub konnte so unter neuer Führung bestehen bleiben, aber auch der neue Kindergarten konnte in unmittelbarer Nachbarschaft realisiert werden. Somit durften beide Gruppen zufrieden sein.
So konnte der Odenwaldklub Buchen das bleiben, was er schon immer war und sein wollte. Eine gänzlich unpolitische Wanderbewegung, in der Mitglieder und Nichtmitglieder bei ausgedehnten Wanderungen die idyllische Landschaft des Odenwalds als Gemeinsschaftserlebnis genießen können. Alt-Bürgermeister Josef Frank zollte dem Odenwaldklub Buchen vor Jahren einmal mit folgenden Worten seine Anerkennung: „Der Odenwaldklub Buchen ist aus unserer Landschaft und unserem Vereinsleben nicht wegzudenken. Die Wanderer und Spaziergänger wissen das umfassende Wanderwegenetz zu schätzen, das der Odenwaldklub unterhält und das für einen funktionierenden Fremdenverkehr unverzichtbar ist. Darüber hinaus engagiert sich der Odenwaldklub auch im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes!“
Diese Ideale möchte man auch beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen am 28. Juni nochmals unterstreichen und dabei zudem zeigen, dass Buchen ohne den Odenwaldklub ärmer wäre.